The Grandma Choir

A 80 years old Latvian woman might have never moved in her entire life but lived in six different countries.

Let’s say she was born on the 23th June 1933 in Riga. And like most of the girls born at the saint’s day of Līga, her parents called her Līga, too. Līga took her first breaths in a independent Latvia with a parliamentary democracy and modern rules of minority protection.
Following a European trend, the Latvian democracy changed into a nationalistic dictatorship after a coup of the prime minister Karlis Ulmanis in 1934. While Līga didn’t notice the first change for sure, she might have heard her parents talking about the Ribbentrop-Molotov Pact by the age of six.
The pact split Europe between the Soviets and the Nazis. Latvia fell to the Soviets. Due to the pact the Soviet army invaded Latvia in 1940. From now on Līga didn’t live in Latvia anymore but in the Latvian Soviet Socialist Republic.

Pictures can be found in which Latvian women throw flowers at the Nazis when they, despite the nonaggression pact, invaded Riga in 1941. The Latvians suffered a lot under the Soviet Regime and hoped the Germans might treat them better. Maybe Līga and mother joined the other women on the streets waving at the Germans.

Anyhow, from 1941 her hometown Riga was known as the capital of the Reichskommisariat Ostland. A from Nazis occupied and administered federation of the Baltic states, parts of Poland, and Belarus. This, however, didn’t last long either. If Līga wasn’t lucky enough the escape Riga, she might have witnessed heavy fighting between the Soviets and the Nazis in her hometown by the age of 11. A little later the heavily destroyed Riga was handed over to the winning Soviet troops. From this moment on the girl lived again in the Latvian Soviet Socialist Republic. In this state she grew up. Maybe she worked in one of the Soviet factories around Riga or in the port. Maybe she raised children, too. However, by the age of 56 she witnessed how the Soviet Empire begun to to fall apart. Perhaps she has been one of the thousands of people who formed a human chain through the Baltic countries to protest for their independence.

Raw footage of the Baltic humanchain. Best to be started at 2:50

After the peaceful revolution she lived in the sixth, and probably last, country of her live: the independent Republic of Latvia. Continue reading

Frollein Europa zwischen den ganz Großen

Ein kurzer Off Topic Post in eigener Sache.

Als es draußen noch Sommer war und ich in der Türkei (das klingt wehmütiger als es gemeint ist), schrieb mir die Journalistin Corinna Blümel ein Mail. Sie wollte über das Thema  “Journalismus und Crowdfunding” schreiben und stieß dabei auf mein Projekt. Inzwischen ist es Winter und ihr Artikel über Crowdfunding schon etwas älter, durch die ganze Reiserei und den zugegebenermaßen schluddrigen Umgang mit meinem Postfach habe ich den Artikel aber erst vor kurzem entdeckt.

Zwischen Crowdfunding-Größen wie „Am Borsigplatz geboren – Franz Jacobi und die Wiege des BVB“ und „Jung & Naiv – Politik für Desinteressierte“  steht da doch tatsächlich immer mal wieder Frollein Europa. Ja, das macht schon ein bisschen stolz. Zu dem tollen Artikel kommt ihr durch ein Klick hier.

SAM_0765Und das ist heute der Blick von meinem Fenster aus. Schnee so weit das Auge reicht.  Wenn man sich an den Häusern vorbei in den Wald schlägt, sieht das sogar noch schöner aus. Die letzten Tage habe ich übrigens auf dem Land verbracht, war bei einer Bauernkonferenz, von der sich herausstellte, dass sie keine war und im Marc Rothko Center in Daugavpils, einer Stadt fast schon an der russischen Grenze. Beider leider nur so mittelerfolgreich – aber Rückschläge gehören dazu, dass habe ich inzwischen gelernt. Zwei Wochen habe ich noch in Lettland und somit ja noch ein bisschen Zeit, nach echten Bauern zu suchen…

Ich wünsch Euch einen schöne zweiten Advent!

Großmütterchen Chor

Eine Lettin, die vor 1934 geboren ist, also mindestens 80 Jahre alt ist, kann in ihrem Leben niemals umgezogen sein und doch in sechs verschiedenen Staaten gelebt haben.

Sagen wir, sie wurde am 23. Juni 1933 in Riga geboren und wie fast alle Mädchen, die an dem Namenstag der Līga geboren wurden, tauften auch ihre Eltern sie auf den Namen Līga. Ihre ersten Atemzüge tat Līga in einem unabhängigen Lettland mit parlamentarischer Demokratie und modernem Minderheitenschutz. Sie wird in ihrem ersten Lebensjahr wohl nichts davon mitbekommen haben, wie sich diese Demokratie 1934 nach einem Staatsstreich, ganz der damaligen europäischen Mode folgend, in eine nationalistische Diktatur verwandelte.
Mit sechs Jahren hörte Līga vielleicht die Erwachsenen über die Unterzeichnung des Ribbentrop-Molotow-Paktes reden. Der Pakt teilte Europa zwischen den Sowjets und den Nazis auf. Lettland fiel den Sowjets zu. Dieser geheime Pakt war die Grundlage dafür, dass die inzwischen siebenjährige Līga ab 1940, nach dem Einmarsch der sowjetischen Armee, nicht mehr in Lettland, sondern in der Lettischen Sozialistischen Sowjetrepublik lebte. Continue reading