Daran, auch mal abends alleine im Restaurant zu sitzen, habe ich mich gewöhnt. Es kommt selten genug vor, dass ich das Geld habe essen zu gehen, wenn ich unterwegs bin, und wenn ich mir das dann gönne, genieße ich es. Egal ob ich alleine an einem Tisch sitze oder nicht. Etwas anderes ist es aber immer noch alleine in einer Bar zu sein.
„Ala“ heißt „Höhle“ auf Lettisch. Ein passender Name für die Bar in den Gewölben unter Rigas Altstadt. Ein kleiner, unscheinbarer Eingang und dahinter dann ein überraschend großes Kellersystem, ein Raum nach dem anderen, es sind nicht alle genutzt und schließlich im letzten dann eine Kneipe, die so urig wirkt als würde man einen Hobbitfilm hier drehen. Continue reading →
„Wenn deine individuellen Lebensbedingungen einmal – sei es auch nur in einem kleinen Teilbereich – subjektiv unerträglich sein sollten: Was würdest du tun? Wie, von wem oder welcher „Institution“ (im weitesten Sinne) würdest du dir am ehesten einen tatsächlichen Einfluss auf die misslichen Bedingungen – eine Änderung – erhoffen?“
Beate überlegt und blättert gedankenverloren durch den Stapel bunter Papiere, die vor ihr auf dem Tisch liegen. Die Blätter sind selbst gestaltete, laminierte Seiten, auf denen sich die Frauen des Frauenclubs, den Beate leitet, selbst vorstellen. Auf fast jeder Seite sind bunte Fotos, einige Frauen haben Collagen aus den Bildern ihrer Familie gemacht.
„Die Frauen in meinem Frauenclub sind ein Querschnitt durch die Gesellschaft, einige sind alt, andere sind jung. Ein paar sind Hausfrau, andere arbeiten, viele haben Kinder, einige sind alleinerziehend, ein paar Frauen geht es wirtschaftlich gut und andere müssen jeden Cent zweimal umdrehen.“ Ich treffe Beate, um von ihr zu hören, wie es Frauen in Lettland geht. Und um endlich mal jemanden die oben genannte Frage meines Leser Thomas Güssow zu stellen.
“Aber ich kann nur für mich sprechen, für mich und für die Frauen, die ich kenne“, stellte Beate gleich zu Anfang klar.
A 80 years old Latvian woman might have never moved in her entire life but lived in six different countries.
Let’s say she was born on the 23th June 1933 in Riga. And like most of the girls born at the saint’s day of Līga, her parents called her Līga, too. Līga took her first breaths in a independent Latvia with a parliamentary democracy and modern rules of minority protection.
Following a European trend, the Latvian democracy changed into a nationalistic dictatorship after a coup of the prime minister Karlis Ulmanis in 1934. While Līga didn’t notice the first change for sure, she might have heard her parents talking about the Ribbentrop-Molotov Pact by the age of six.
The pact split Europe between the Soviets and the Nazis. Latvia fell to the Soviets. Due to the pact the Soviet army invaded Latvia in 1940. From now on Līga didn’t live in Latvia anymore but in the Latvian Soviet Socialist Republic.
Pictures can be found in which Latvian women throw flowers at the Nazis when they, despite the nonaggression pact, invaded Riga in 1941. The Latvians suffered a lot under the Soviet Regime and hoped the Germans might treat them better. Maybe Līga and mother joined the other women on the streets waving at the Germans.
Anyhow, from 1941 her hometown Riga was known as the capital of the Reichskommisariat Ostland. A from Nazis occupied and administered federation of the Baltic states, parts of Poland, and Belarus. This, however, didn’t last long either. If Līga wasn’t lucky enough the escape Riga, she might have witnessed heavy fighting between the Soviets and the Nazis in her hometown by the age of 11. A little later the heavily destroyed Riga was handed over to the winning Soviet troops. From this moment on the girl lived again in the Latvian Soviet Socialist Republic. In this state she grew up. Maybe she worked in one of the Soviet factories around Riga or in the port. Maybe she raised children, too. However, by the age of 56 she witnessed how the Soviet Empire begun to to fall apart. Perhaps she has been one of the thousands of people who formed a human chain through the Baltic countries to protest for their independence.
Raw footage of the Baltic humanchain. Best to be started at 2:50
After the peaceful revolution she lived in the sixth, and probably last, country of her live: the independent Republic of Latvia. Continue reading →
Als es draußen noch Sommer war und ich in der Türkei (das klingt wehmütiger als es gemeint ist), schrieb mir die Journalistin Corinna Blümel ein Mail. Sie wollte über das Thema “Journalismus und Crowdfunding” schreiben und stieß dabei auf mein Projekt. Inzwischen ist es Winter und ihr Artikel über Crowdfunding schon etwas älter, durch die ganze Reiserei und den zugegebenermaßen schluddrigen Umgang mit meinem Postfach habe ich den Artikel aber erst vor kurzem entdeckt.
Und das ist heute der Blick von meinem Fenster aus. Schnee so weit das Auge reicht. Wenn man sich an den Häusern vorbei in den Wald schlägt, sieht das sogar noch schöner aus. Die letzten Tage habe ich übrigens auf dem Land verbracht, war bei einer Bauernkonferenz, von der sich herausstellte, dass sie keine war und im Marc Rothko Center in Daugavpils, einer Stadt fast schon an der russischen Grenze. Beider leider nur so mittelerfolgreich – aber Rückschläge gehören dazu, dass habe ich inzwischen gelernt. Zwei Wochen habe ich noch in Lettland und somit ja noch ein bisschen Zeit, nach echten Bauern zu suchen…
Angekommen in Lettland. Lettland hat einen besonderen Status für mich auf dieser Reise. Es ist das einzige Land, dessen Sprache ich beherrsche, oder beherrschte, und wo ich schon einmal lebte. 2009/2010, also mit 16 Jahren, habe ich in einem Vorort von Riga für ein Jahr bei einer Gastfamilie gelebt und bin hier zur Schule gegangen (Nachlesen kann man das auf meinem Austauschjahrblog http://liljainlettland.twoday.net/ – Großes solltet ihr allerdings nicht erwarten, behaltet im Hinterkopf das ich 16 Jahre alt war und für Familie und Freunde schrieb.) Es war kein einfaches Jahr für mich und mein Verhältnis zu Lettland ist etwas gespalten. Einerseits liebe ich die Sprache und die Natur sehr, andererseits fiel es mir sehr, sehr schwer in Lettland Freunde zu finden und mich einzuleben. Nach Lettland zurück wollte ich vor allem um das Land noch einmal anders kennenzulernen und um den Vorteil, die Landessprache zu sprechen, für mein Projekt zu nutzen.
Mit 16 Jahren im Kreise meiner lettischen Gastfamilie.