Mein NSA-Skandal Teil 2 – Trampen und Teleschirme

Das ist der zweite Teil eines Posts, dessen ersten Teil ihr hier findet.

Geplant war es, am Morgen früh in Porto Heli aufzubrechen. Was natürlich nicht funktionierte. Die Jungs, die uns bis zur Autobahnauffahrt fahren wollten, schliefen fest. Und so probierten wir uns in der beginnenden Mittagshitze am innerörtlichen Trampen. Zu Recht sagt jeder Hitch-Hiking Ratgeber, es sei so gut wie aussichtslos innerhalb einer Ortschaft mitgenommen zu werden. Wir standen etwa eine Stunde an der Straße, hielten unser Schild in die Höhe, lächelten nett und versuchten uns in Zeichensprache mit den örtlichen Roma-Kindern zu unterhalten, die uns offensichtlich für verrückt hielten. Immer wieder hielten Autos kurz an. Sie wiesen uns dann entweder darauf hin, dass es auch einen Bus gäbe, den wir nehmen könnten, oder darauf, dass die Kinder um uns herum berüchtigte Taschendiebe sein. Es ist übrigens eine der traurigsten Schlussfolgerungen meiner Reise bisher: Antiziganismus ist ein sehr verbindendes Element in Europa. Egal ob in Belgien, Frankreich, Rumänien, der Türkei oder in Griechenland: Immer werde ich vor „den Zigeunern“ gewarnt.

SAM_0446Noura beim Schild malen

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Rumänien – Versuch einer Zusammenfassung II

Den ersten Teil meiner Zusammenfassung findet ihr hier. Für Lesefaule oder als Gedächtnisauffrischer : Ich begann meine Reise im verschneiten Bukarest. Bukarest erschrak mich, ich fragte mich, ob es richtig sei, dass Rumänien Teil der EU ist. Dann reiste ich durchs Land, immer auf dem Fensterplatz und entdeckte mehr als nur märchenhafte alte Städte. Schließlich landte ich auf einem 18. Geburtstag in Constanta. Dort wurde ich gebeten zu erzählen, was ich an Rumänien mögen würde. Der erste Teil endet mit mit meiner Liebe zum vielfältigen rumänischen Stadtbild. 

Noch wichtiger als das ich bei jedem Schritt auf Geschichte stoße, sind für mich aber die rumänischen Geschichten. Alte Legenden und magische Erzählungen sind ein völlig selbstverständlicher Teil des Alltags. In meiner Zeit in Rumänien habe ich so viele unglaubliche Geschichten über Hexen, Flüche und Wunderheilungen gehört, dass ein eigener Blog nötig wäre um sie alle zu erzählen. Eine der Schönsten aber habe ich in Constanta von Iulia gehört. Continue reading

Ein Bundesstaat Europa?

In Deutschland ist die Idee eines föderalen Bundesstaates Europa abwegig. Wenn, ja wenn Merkel mal davon redet, klingt es unanständig und so als müsse man es unbedingt verhindern. Vor allem: Als könnte man es verhindern.
Ist das Feigheit?

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Wir gegen Die

Es ist, als würde um mich herum ein perfekt inszeniertes Musical stattfinden. Die eiligen Schritte durch den Schnee sind eine Choreografie, ich traue mich nicht zu blinzeln, aus Angst den Moment zu verpassen, in dem ergraute Männer mit Aktentaschen unterm Arm, Frauen in roten Businesskleidern, Chauffeure und dicke Männer mit hohen Kochmützen sich an den Händen fassen und singen.

Die Kulisse: riesige Glasbauten, ein großes Herz blinkt darauf. Taxis hupen und ein Kamerateam versucht ein viel zu großes Mikrofon durch die Drehtüren zu manövrieren.

Ich warte vorm Europäischen Parlament auf den Assistenten meines ersten Interviewpartners. Frank Engel aus Luxemburg. 34 Jahre alt und Mitglied der Christdemokratischen Fraktion. Mit 34 ist man in der Politik ein Vertreter der jungen Generation. Ich will von ihm wissen, was er für eine Vision für Europa hat und was seine Ansichten von denen, der älteren Generation unterscheidet. Google verriet mir über ihn vor allem, dass es da mal eine skandalträchtige Alkoholfahrt mit 2,9 Promille gab. Danke Herr Engel, dass nimmt die Angst.
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Herz überm Eingang des Parlaments

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Verlorene Generation

In Europa soll es eine verlorene Generation geben. Wem ist diese Generation verloren gegangen? Und wo versteckt sie sich? Ich muss an Märchen denken und stelle mir eine Generation vor, die plötzlich alleine im Wald steht. Wie Hänsel und Gretel. Eine Generation, die von den Erwachsenen verlassen wurde und sich nun alleine im Wald zurechtfinden muss. Pyjamaparty und Abenteuer. Ein bisschen verwegen und spannend. Wenn man „verlorene Generation“ googelt, stößt man auf eine Generation junger amerikanischer Schriftsteller in den 20er Jahren. Die waren so, wie ich mir die Generation im Wald vorstelle.
„Here was a lost generation…grown up to find all gods dead, all wars fought, all faight in man shaken.“ sagte F. Scott Fitzgerald über seine Lost Generation.  Sehr düster-romantisch. Und kreativ: Die Bücher der Lost Generation sind bis heute bekannt und die verqualmten Pariser Bars dank ihnen ein Mythos.
Wenn man aber die verlorene Generation Europas sucht, stößt man immer auf ältere Menschen mit sicheren Jobs, zumeist Politiker, die von einer verlorenen Generation sprechen, wenn sie die Jugend Europas meinen. Sicher haben sie die Demokratie und vielleicht auch ihre Rente vor Augen wenn sie von uns reden. Verloren gegangen ist die Jugend Europas nämlich dem Arbeitsmarkt. In Europa ist ein Problem ohne Abkürzung kein echtes, ernstzunehmendes Problem und so wurden aus der verlorenen Generation die NEETs. Continue reading